Von Canberra sind wir dann weiter durch das Landesinnere,
durch den Ort Cooma, Richtung Jyndabyne und wollten eigentlich einen kurzen
Abstecher in den Mt. Kosciuszko NP (Australiens höchster Berg mit alles selbst
für uns unaussprechliche Namen J)
machen, doch war uns das zuviel Eintrittsgeld, weshalb wir dann lediglich einen
Schwimmstopp am Lake Jyndabyne gemacht haben und dann weiter den Barry Highway
entlang, der durch die Snowy Mountains nach Süden nahe der Küste führt. Die
„Verschneiten Berge“ sind gerade im Winter ein wichtiges Reiseziel, da hier
doch tatsächlich ordentlich Schnee fällt und es Skipisten und Sessellifts gibt.
Es war schon komisch die Warnschilder am Straßenrand zu sehen, die ein
ausbrechendes Auto darstellen, mit der Unterschrift: „when frosty“ oder „when
icy“ und bei uns sah die Landschaft aus, als würde nicht einmal Regen
fallen. Na jedenfalls wollten wir dann
auf direkten Weg an die Küste zurück und wählten dafür den Barry Drive, der
zwar wieder unbefestigt war, aber für uns wieder eine Herausforderung und
Abenteuer versprach. Leider etwas zuviel Abenteuer, denn wir hatten auf der
rutschigen Bergstraße das Pech ein entgegenkommendes Auto zu knutschen. Katja
hat noch gebremst, aber PJ ließ sich nicht mehr in die bevorstehende Kurve
einlenken, weshalb wir mit unserer rechten Frontseite in den entgegenkommenden
Jeep gerutscht sind und dabei unser Frontlichtglas-/Blinkergehäuse beschädigten
und leider den Frontspoiler (samt dahinterliegender Wischwasserwanne, die
prompt auslief) des anderen Fahrzeugs. Niemand wurde verletzt, aber der Schock
war groß. Katja hat am ganzen Körper gezittert und die Angst vor den kommenden
Kosten muss uns im Gesicht gestanden haben. Jedenfalls hat der andere Fahrer
gleich mit uns Adressen und Kontaktinfos getauscht (eine Polizei konnten wir
mitten im Nirgendwo nicht wirklich verständigen) und er teilte uns mit, er
werde alles an seine Versicherung weiterleiten, die sich dann mit uns in
Verbindung setzt. Ohjee. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht 100% sicher, wir
haben durch unsere Auto-Registrierung eine Personenversicherung jedoch keine
Sachschaden-Versicherung, wie sich in einem ausführlichen Gespräch mit der
hiesigen Allianz ergab. Die versichern uns nämlich bei Personenschäden. Na
jedenfalls ist unser Auto um einiges robuster, als wir dachten, kaum eine
Delle, lediglich das Glasgehäuse des rechten Scheinwerfers ist kaputt gegangen,
was man aus der Ferne aber nur schwer erkennt (das Blinkergehäuse, da Plastik,
hatte nur einen Sprung) und Licht und Blinker funktionierte auch noch ohne
Weiteres. Was den Schaden des anderen angeht, können wir im Moment nur auf
Benachrichtigung warten. Fakt ist, es war ein relativ neues Auto, ein
Allrad-Toyota, wo man wieder sieht, wie leicht sich „Leichtbauweise“ eindrücken
lässt. Zu unserem Pech. Ein Gutes hat es jedenfalls: wir wissen, unser PJ ist
aus anderem Holz gemacht und wesentlich robuster, weshalb wir
Wildtierbegegnungen auf offener Straße nun weniger fürchten. Nachdem wir dann
aus den Bergen raus waren, sind wir im nächsten Ort „ Sale“ auf Werkstattsuche
gewesen um Ersatzteile und Reparaturkosten zu erfragen. Vom
Mitsubishi-Autohändler zum Fahrzeugteile-Verkauf, zur Allrad-Werkstatt bis zum
Schrotthändler haben wir jeden abgegrast mit dem Ergebnis, dass sich
Ersatzteile günstig beschaffen lassen (also das Frontlicht und Blinkergehäuse),
diese jedoch aus Melbourne geschickt werden müssten, um sie dann einzubauen.
Somit haben wir dann vereinbart uns die Teile zurücklegen zu lassen und wollten
dann selbst in Melbourne den „Wrecker“ Schrotthändler oder
Gebrauchtteile-Lieferant (wie auch immer) aufsuchen und alles Weitere dort
erledigen. Unser Licht, so versicherte man uns, sei noch straßentauglich genug,
dass wir mit der Ausrede, wir wollen in Melbourne zur Werkstatt, ruhig
weiterfahren können, sollte die Polizei fragen. Und wir wurden auch nicht
einmal angehalten, wenn wir auch an Polizei vorbeifuhren. Nach hin und her, nun
auf dem Weg nach Melbourne, haben wir beschlossen, den vor Melbourne liegenden
Nationalpark Wilson’s Promontory aufzusuchen. Uns wurde sehr ans Herz gelegt
diesen Nationalpark kennenzulernen, wenn möglich, da der „Prom“ in der
Vergangenheit mit Tasmanien über eine Landbrücke verbunden war und somit die
gleiche Vegetation wie Tasmanien aufweist. Er ist damit auch der südlichste
Zipfel des australischen Festlandes und den konnten wir uns nach Besuch des
östlichsten Punktes nur schwer entgehen lassen.
Und tatsächlich, wir konnten es erst nur schwer glauben,
dass sich die Vegetation derart unterscheiden sollte, aber es stimmt. Der Park
verfügt über ganz eigenen Baumbestand und war um einiges grüner als das
vertrocknete gelblich-beige Umland, dass wir zuvor durchfahren haben. Eigentlich
hatten wir geplant nur einen Tagesausflug zu unternehmen, um dann nach
Melbourne zu düsen. Aber daraus sind dann 3 geworden. Und das kam so. Am
Vorabend vor unserem Parkbesuch haben wir wieder auf einem Rastplatz campiert
und sind dann den Folgetag früh los um den Park zu besuchen. Und wir haben
nicht schlecht gestaunt: es war nicht das tollste Wetter, aber allein die
Aussicht über die Küste, auf die vorgelagerten Inseln und die veränderte
Vegetation waren toll. Wir haben dann den Squeaky Beach besucht, der auf Grund
seiner aus Quartzsand beschaffenen Oberfläche, quietschende Geräusche von sich
gibt, wenn man auf ihm läuft. Das jedoch konnten wir kaum wahrnehmen, dafür
aber die schön gerundeten und farblich hervorstechenden Felsen am Strand. Von
da aus sind wir dann zum Hauptcamp des Parks „Tidal River“, wo sich auch eine
Informationsstelle befindet. Nachdem wir uns mit Kartenmaterial eingedeckt
haben, haben wir gesehen, dass ein Wanderweg und leider keine Straße, zum
südlichsten Punkt führt. Wie lange mag diese Wanderung dauern? Man sagte uns
10-11 Stunden hin und zurück. Ach du Gott! Es besteht jedoch die Möglichkeit,
dass als Overnight Hike zu machen, also Zelt und co mitzunehmen und an einem
ausgeschriebenen Zeltplatz zu campieren. Und das für 10$ pro Person, das Auto
könnten wir umsonst stehenlassen. Hmm, das war schon irgendwie verlockend… aber
ob wir das schaffen, und dann noch mit Gepäck? Ja wir wollen die
Herausforderung und das Abenteuer! Der Hinweg sollte sich zunächst bergab
gestalten und aus 12,4 km bestehen. Den Rückweg (eine andere Route) wollten wir
dann mit 17 km erlaufen, um uns das bergauf zu ersparen. Na und somit sind wir
nach einem kurzen Spazierweg den Norman Beach entlang und den Lilly Pilly
Gully-Trek (einer der schönsten Namen überhaupt, oder?) zurück zu unserem
Rastplatz, um alles für unsere Tour vorzubereiten. Das heißt wir wollten für
die nächsten zwei Tage vorkochen und Frühstück bereiten, da wir keine
Lebensmittel oder Kocher mitschleppen wollten, unser Zelt wollten wir (nun das
erste Mal im Gebrauch) testweise aufbauen und unsere Backpacks packen. Und das
war gar nicht so einfach, nachts und teilweise auch tagsüber war der Wind ganz
schön frisch und unsere größte Angst war in der Nacht zu frieren. Jedoch
wollten wir unsere schwere Luftmatratze und Blasebalg nicht mitschleppen. Was
also tun. Wir haben uns für unsere Sonnenabdeckung für die Windschutzscheibe
als Isomatte entschieden. Denn sie ist Alu beschichtet und die leichteste
Alternative. Ebenfalls haben wir Alufolie eingepackt um den restlichen Zeltboden
damit auszukleiden und außerdem Decken/Handtuch zum drauf liegen. Halt alles
etwas improvisiert, aber es soll ja nur für eine Nacht sein. Nachdem ich dann
festgestellt habe, dass mein kleiner Eastpak-Rucksack doch nicht genug Stauraum
bereithält, musste ich auch wie Katja auf meinen großen Backpack zurückgreifen,
na und da hat nun wirklich alles reingepasst. Nachdem wir dann alles für unsere
große Tour vorbereitet hatten, starteten wir am nächsten Morgen Richtung Park,
stellten unser Auto ab und konnten mit dem im NP verkehrenden Free Shuttle Bus
umsonst zu unserem Ausgangspunkt gelangen, na und von da aus sind wir dann
losgestiefelt. Am ersten Tag war das Wetter noch mild. Am Vortag hatten wir
noch ab und an Schauer gehabt, aber an dem Tag hatten wir Glück und es wurde
erst gegen Mittag sonnig und warm, dass uns der Schweiß nur so den Rücken
runterlief. Wir schafften den laut Info veranschlagten 5,5h Walk in 3,5 Stunden
und waren kurz nach Mittag bereits an unserem Camp angekommen. Zwar ganz schön
geschafft, konnten wir dann erstmal unser Mittagessen mümmeln und haben dann
Zelt aufgebaut und Sachen verstaut… nur so schnell keine schweren Sachen mehr
tragen: bestimmt waren es für jede von uns etwa 10-12 Kilo, da wir auch jede 3l
Wasser mithatten. Dann haben wir uns
ausgeruht, ein Stündchen in unserem Zelt verbracht und haben dann am Nachmittag
die restliche Etappe vom Camp zum südlichsten Punkt (hin und zurück 7,4 km) in
Angriff genommen. Mit stolzer Brust sind wir am Südpunkt angekommen und haben
wir erstmal den Ausblick auf die Küste genossen und wie immer
Foto-Beweismaterial gesammelt. Uns erwartete eine felsige Küste, kleinere
Inselchen und Segelschiffe, die diese umkreisten. Tasmanien konnten wir jedoch
nicht am Horizont entdecken. Langsam, da schon ziemlich kaputt haben wir uns
auf den Rückweg gemacht und insgesamt auch hier nochmal 3,5 Stunden mit wandern
zugebracht. Da es dann auch wieder zeitig frisch wurde, sind wir kurz nach 7
Uhr abends ins Zelt und in die Schlafsäcke gekrabbelt, nachdem wir sämtliche
Klamottenschichten angezogen haben. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, es
war eine Scheißnacht. Es war super hart, jedes Mal, wenn man sich umgedreht
hat, war man wach. Dann hat es auch noch angefangen zu regnen, was tierisch
laut war. Ach ja und tierischen Besuch hatten wir auch. Katja sagte sogar
mehrfach in der Nacht, ich habe es nur einmal gehört: Wombats sind um unser
Zelt herumgeschnüffelt. Und ich meine lautstark geschnüffelt und dabei an
unserem Zelt entlanggegangen, das konnte man kaum überhören. Aber wir hatten
zur Sicherheit alle Sachen im Inneren und alles sicher zugemacht. Das war schon
Wildnis pur! Etwas reingeregnet hat es dann an unserem Fußende, wie wir am
Morgen gemerkt haben. Wir wollten extra früh los um noch Tiere zu sehen und das
hieß halb sechs aufstehen. Das war an sich kein Problem, denn wir waren eh so
gut wie wach, aber zu unserer Freude fing es dann an zu donnern und zu leicht
zu blitzen, sodass wir erst kurz nach 7 aufbrechen konnten. Leider mussten wir
dann ein nasses Zelt einpacken, was Katja zusätzlich Rucksacklast verursacht
hat. Somit sind wir dann in gemächlicherem Tempo los und haben die erste
Teilstrecke trotzdem recht fix hinter uns gebracht. Aber dann haben wir die
noch unbekannte Küstenroute eingeschlagen und es wurde nicht nur arg heiß (33°
waren angekündigt), es tröpfelte auch zwischendurch und der Boden war überaus
sandig, was das Gehen erschwerte. Wir haben dann auch insgesamt 2 von 3
Strandabschnitten direkt am Wasser überquert und es war an diesen Stellen auch
noch wahnsinnig windig, dass der Sand nur so in die Beine piekte. Ich fasse
zusammen, wir waren mehr als fertig, als wir wieder im Camp ankamen und haben
uns nicht nur einmal auf dem Rückweg angezickt. Zwar war der Rückweg von der
Aussicht her schöner, aber bestimmt nicht weniger anstrengend, wenn nicht sogar
schlimmer durch Sand, Hitze und Wind, als das eventuelle bergauf der anderen
Route. Wir haben dann endlich angekommen (unser Rückweg dauerte insgesamt 6h)
alles aufgeräumt, das Zelt getrocknet und ausgiebig geduscht. Und was die
Tierwelt anging, wir haben zahlreiche Wallabys und Vögel gesehen, aber von den
angekündigten Wombats hatten wir zwar einen in der Nacht gehört aber kein einziges
Exemplar hat sich lebend blicken lassen (ich sage lebend, da leider ein paar
überfahrene Exemplare am Straßenrand lagen). Na toll. Aber wir haben es
geschafft und tragen nun noch lahme Füße, kaputte Beine und müde Knochen mit
uns herum (wenn wir aufstehen, sieht es aus, als ob eine 80igjährige
aufsteht!). Das war die bisher längste und anstrengendste Wanderung in unserem
Leben, da sind wir uns einig! Und nun sind wir endgültig vor den Toren
Melbournes. Mal gucken, was uns da erwartet.
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Typische Windräder auf dem Lande |
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In Wilson's Prom |
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Squeaky Beach |
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Achtung vor allerlei Getier: Kängurus, Wombats, Koalas und Vögel |
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Hoch motiviert vor dem Walk... |
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Mit dem Backpack über Stock und Stein |
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Der Fotobeweis des südlichsten Festland-Punktes! |
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GESCHAFFT! |
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Total erledigt nach dem Walk... |
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Gespenstische Bäume |
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