14. Januar 2013

Von den Snowy Mountains nach Wilson's Prom



Von Canberra sind wir dann weiter durch das Landesinnere, durch den Ort Cooma, Richtung Jyndabyne und wollten eigentlich einen kurzen Abstecher in den Mt. Kosciuszko NP (Australiens höchster Berg mit alles selbst für uns unaussprechliche Namen J) machen, doch war uns das zuviel Eintrittsgeld, weshalb wir dann lediglich einen Schwimmstopp am Lake Jyndabyne gemacht haben und dann weiter den Barry Highway entlang, der durch die Snowy Mountains nach Süden nahe der Küste führt. Die „Verschneiten Berge“ sind gerade im Winter ein wichtiges Reiseziel, da hier doch tatsächlich ordentlich Schnee fällt und es Skipisten und Sessellifts gibt. Es war schon komisch die Warnschilder am Straßenrand zu sehen, die ein ausbrechendes Auto darstellen, mit der Unterschrift: „when frosty“ oder „when icy“ und bei uns sah die Landschaft aus, als würde nicht einmal Regen fallen.  Na jedenfalls wollten wir dann auf direkten Weg an die Küste zurück und wählten dafür den Barry Drive, der zwar wieder unbefestigt war, aber für uns wieder eine Herausforderung und Abenteuer versprach. Leider etwas zuviel Abenteuer, denn wir hatten auf der rutschigen Bergstraße das Pech ein entgegenkommendes Auto zu knutschen. Katja hat noch gebremst, aber PJ ließ sich nicht mehr in die bevorstehende Kurve einlenken, weshalb wir mit unserer rechten Frontseite in den entgegenkommenden Jeep gerutscht sind und dabei unser Frontlichtglas-/Blinkergehäuse beschädigten und leider den Frontspoiler (samt dahinterliegender Wischwasserwanne, die prompt auslief) des anderen Fahrzeugs. Niemand wurde verletzt, aber der Schock war groß. Katja hat am ganzen Körper gezittert und die Angst vor den kommenden Kosten muss uns im Gesicht gestanden haben. Jedenfalls hat der andere Fahrer gleich mit uns Adressen und Kontaktinfos getauscht (eine Polizei konnten wir mitten im Nirgendwo nicht wirklich verständigen) und er teilte uns mit, er werde alles an seine Versicherung weiterleiten, die sich dann mit uns in Verbindung setzt. Ohjee. Zu dem Zeitpunkt waren wir noch nicht 100% sicher, wir haben durch unsere Auto-Registrierung eine Personenversicherung jedoch keine Sachschaden-Versicherung, wie sich in einem ausführlichen Gespräch mit der hiesigen Allianz ergab. Die versichern uns nämlich bei Personenschäden. Na jedenfalls ist unser Auto um einiges robuster, als wir dachten, kaum eine Delle, lediglich das Glasgehäuse des rechten Scheinwerfers ist kaputt gegangen, was man aus der Ferne aber nur schwer erkennt (das Blinkergehäuse, da Plastik, hatte nur einen Sprung) und Licht und Blinker funktionierte auch noch ohne Weiteres. Was den Schaden des anderen angeht, können wir im Moment nur auf Benachrichtigung warten. Fakt ist, es war ein relativ neues Auto, ein Allrad-Toyota, wo man wieder sieht, wie leicht sich „Leichtbauweise“ eindrücken lässt. Zu unserem Pech. Ein Gutes hat es jedenfalls: wir wissen, unser PJ ist aus anderem Holz gemacht und wesentlich robuster, weshalb wir Wildtierbegegnungen auf offener Straße nun weniger fürchten. Nachdem wir dann aus den Bergen raus waren, sind wir im nächsten Ort „ Sale“ auf Werkstattsuche gewesen um Ersatzteile und Reparaturkosten zu erfragen. Vom Mitsubishi-Autohändler zum Fahrzeugteile-Verkauf, zur Allrad-Werkstatt bis zum Schrotthändler haben wir jeden abgegrast mit dem Ergebnis, dass sich Ersatzteile günstig beschaffen lassen (also das Frontlicht und Blinkergehäuse), diese jedoch aus Melbourne geschickt werden müssten, um sie dann einzubauen. Somit haben wir dann vereinbart uns die Teile zurücklegen zu lassen und wollten dann selbst in Melbourne den „Wrecker“ Schrotthändler oder Gebrauchtteile-Lieferant (wie auch immer) aufsuchen und alles Weitere dort erledigen. Unser Licht, so versicherte man uns, sei noch straßentauglich genug, dass wir mit der Ausrede, wir wollen in Melbourne zur Werkstatt, ruhig weiterfahren können, sollte die Polizei fragen. Und wir wurden auch nicht einmal angehalten, wenn wir auch an Polizei vorbeifuhren. Nach hin und her, nun auf dem Weg nach Melbourne, haben wir beschlossen, den vor Melbourne liegenden Nationalpark Wilson’s Promontory aufzusuchen. Uns wurde sehr ans Herz gelegt diesen Nationalpark kennenzulernen, wenn möglich, da der „Prom“ in der Vergangenheit mit Tasmanien über eine Landbrücke verbunden war und somit die gleiche Vegetation wie Tasmanien aufweist. Er ist damit auch der südlichste Zipfel des australischen Festlandes und den konnten wir uns nach Besuch des östlichsten Punktes nur schwer entgehen lassen. 

Und tatsächlich, wir konnten es erst nur schwer glauben, dass sich die Vegetation derart unterscheiden sollte, aber es stimmt. Der Park verfügt über ganz eigenen Baumbestand und war um einiges grüner als das vertrocknete gelblich-beige Umland, dass wir zuvor durchfahren haben. Eigentlich hatten wir geplant nur einen Tagesausflug zu unternehmen, um dann nach Melbourne zu düsen. Aber daraus sind dann 3 geworden. Und das kam so. Am Vorabend vor unserem Parkbesuch haben wir wieder auf einem Rastplatz campiert und sind dann den Folgetag früh los um den Park zu besuchen. Und wir haben nicht schlecht gestaunt: es war nicht das tollste Wetter, aber allein die Aussicht über die Küste, auf die vorgelagerten Inseln und die veränderte Vegetation waren toll. Wir haben dann den Squeaky Beach besucht, der auf Grund seiner aus Quartzsand beschaffenen Oberfläche, quietschende Geräusche von sich gibt, wenn man auf ihm läuft. Das jedoch konnten wir kaum wahrnehmen, dafür aber die schön gerundeten und farblich hervorstechenden Felsen am Strand. Von da aus sind wir dann zum Hauptcamp des Parks „Tidal River“, wo sich auch eine Informationsstelle befindet. Nachdem wir uns mit Kartenmaterial eingedeckt haben, haben wir gesehen, dass ein Wanderweg und leider keine Straße, zum südlichsten Punkt führt. Wie lange mag diese Wanderung dauern? Man sagte uns 10-11 Stunden hin und zurück. Ach du Gott! Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass als Overnight Hike zu machen, also Zelt und co mitzunehmen und an einem ausgeschriebenen Zeltplatz zu campieren. Und das für 10$ pro Person, das Auto könnten wir umsonst stehenlassen. Hmm, das war schon irgendwie verlockend… aber ob wir das schaffen, und dann noch mit Gepäck? Ja wir wollen die Herausforderung und das Abenteuer! Der Hinweg sollte sich zunächst bergab gestalten und aus 12,4 km bestehen. Den Rückweg (eine andere Route) wollten wir dann mit 17 km erlaufen, um uns das bergauf zu ersparen. Na und somit sind wir nach einem kurzen Spazierweg den Norman Beach entlang und den Lilly Pilly Gully-Trek (einer der schönsten Namen überhaupt, oder?) zurück zu unserem Rastplatz, um alles für unsere Tour vorzubereiten. Das heißt wir wollten für die nächsten zwei Tage vorkochen und Frühstück bereiten, da wir keine Lebensmittel oder Kocher mitschleppen wollten, unser Zelt wollten wir (nun das erste Mal im Gebrauch) testweise aufbauen und unsere Backpacks packen. Und das war gar nicht so einfach, nachts und teilweise auch tagsüber war der Wind ganz schön frisch und unsere größte Angst war in der Nacht zu frieren. Jedoch wollten wir unsere schwere Luftmatratze und Blasebalg nicht mitschleppen. Was also tun. Wir haben uns für unsere Sonnenabdeckung für die Windschutzscheibe als Isomatte entschieden. Denn sie ist Alu beschichtet und die leichteste Alternative. Ebenfalls haben wir Alufolie eingepackt um den restlichen Zeltboden damit auszukleiden und außerdem Decken/Handtuch zum drauf liegen. Halt alles etwas improvisiert, aber es soll ja nur für eine Nacht sein. Nachdem ich dann festgestellt habe, dass mein kleiner Eastpak-Rucksack doch nicht genug Stauraum bereithält, musste ich auch wie Katja auf meinen großen Backpack zurückgreifen, na und da hat nun wirklich alles reingepasst. Nachdem wir dann alles für unsere große Tour vorbereitet hatten, starteten wir am nächsten Morgen Richtung Park, stellten unser Auto ab und konnten mit dem im NP verkehrenden Free Shuttle Bus umsonst zu unserem Ausgangspunkt gelangen, na und von da aus sind wir dann losgestiefelt. Am ersten Tag war das Wetter noch mild. Am Vortag hatten wir noch ab und an Schauer gehabt, aber an dem Tag hatten wir Glück und es wurde erst gegen Mittag sonnig und warm, dass uns der Schweiß nur so den Rücken runterlief. Wir schafften den laut Info veranschlagten 5,5h Walk in 3,5 Stunden und waren kurz nach Mittag bereits an unserem Camp angekommen. Zwar ganz schön geschafft, konnten wir dann erstmal unser Mittagessen mümmeln und haben dann Zelt aufgebaut und Sachen verstaut… nur so schnell keine schweren Sachen mehr tragen: bestimmt waren es für jede von uns etwa 10-12 Kilo, da wir auch jede 3l Wasser mithatten.  Dann haben wir uns ausgeruht, ein Stündchen in unserem Zelt verbracht und haben dann am Nachmittag die restliche Etappe vom Camp zum südlichsten Punkt (hin und zurück 7,4 km) in Angriff genommen. Mit stolzer Brust sind wir am Südpunkt angekommen und haben wir erstmal den Ausblick auf die Küste genossen und wie immer Foto-Beweismaterial gesammelt. Uns erwartete eine felsige Küste, kleinere Inselchen und Segelschiffe, die diese umkreisten. Tasmanien konnten wir jedoch nicht am Horizont entdecken. Langsam, da schon ziemlich kaputt haben wir uns auf den Rückweg gemacht und insgesamt auch hier nochmal 3,5 Stunden mit wandern zugebracht. Da es dann auch wieder zeitig frisch wurde, sind wir kurz nach 7 Uhr abends ins Zelt und in die Schlafsäcke gekrabbelt, nachdem wir sämtliche Klamottenschichten angezogen haben. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, es war eine Scheißnacht. Es war super hart, jedes Mal, wenn man sich umgedreht hat, war man wach. Dann hat es auch noch angefangen zu regnen, was tierisch laut war. Ach ja und tierischen Besuch hatten wir auch. Katja sagte sogar mehrfach in der Nacht, ich habe es nur einmal gehört: Wombats sind um unser Zelt herumgeschnüffelt. Und ich meine lautstark geschnüffelt und dabei an unserem Zelt entlanggegangen, das konnte man kaum überhören. Aber wir hatten zur Sicherheit alle Sachen im Inneren und alles sicher zugemacht. Das war schon Wildnis pur! Etwas reingeregnet hat es dann an unserem Fußende, wie wir am Morgen gemerkt haben. Wir wollten extra früh los um noch Tiere zu sehen und das hieß halb sechs aufstehen. Das war an sich kein Problem, denn wir waren eh so gut wie wach, aber zu unserer Freude fing es dann an zu donnern und zu leicht zu blitzen, sodass wir erst kurz nach 7 aufbrechen konnten. Leider mussten wir dann ein nasses Zelt einpacken, was Katja zusätzlich Rucksacklast verursacht hat. Somit sind wir dann in gemächlicherem Tempo los und haben die erste Teilstrecke trotzdem recht fix hinter uns gebracht. Aber dann haben wir die noch unbekannte Küstenroute eingeschlagen und es wurde nicht nur arg heiß (33° waren angekündigt), es tröpfelte auch zwischendurch und der Boden war überaus sandig, was das Gehen erschwerte. Wir haben dann auch insgesamt 2 von 3 Strandabschnitten direkt am Wasser überquert und es war an diesen Stellen auch noch wahnsinnig windig, dass der Sand nur so in die Beine piekte. Ich fasse zusammen, wir waren mehr als fertig, als wir wieder im Camp ankamen und haben uns nicht nur einmal auf dem Rückweg angezickt. Zwar war der Rückweg von der Aussicht her schöner, aber bestimmt nicht weniger anstrengend, wenn nicht sogar schlimmer durch Sand, Hitze und Wind, als das eventuelle bergauf der anderen Route. Wir haben dann endlich angekommen (unser Rückweg dauerte insgesamt 6h) alles aufgeräumt, das Zelt getrocknet und ausgiebig geduscht. Und was die Tierwelt anging, wir haben zahlreiche Wallabys und Vögel gesehen, aber von den angekündigten Wombats hatten wir zwar einen  in der Nacht gehört aber kein einziges Exemplar hat sich lebend blicken lassen (ich sage lebend, da leider ein paar überfahrene Exemplare am Straßenrand lagen). Na toll. Aber wir haben es geschafft und tragen nun noch lahme Füße, kaputte Beine und müde Knochen mit uns herum (wenn wir aufstehen, sieht es aus, als ob eine 80igjährige aufsteht!). Das war die bisher längste und anstrengendste Wanderung in unserem Leben, da sind wir uns einig! Und nun sind wir endgültig vor den Toren Melbournes. Mal gucken, was uns da erwartet.

Typische Windräder auf dem Lande

In Wilson's Prom
Squeaky Beach
Achtung vor allerlei Getier: Kängurus, Wombats, Koalas und Vögel
Hoch motiviert vor dem Walk...
Mit dem Backpack über Stock und Stein
Der Fotobeweis des südlichsten Festland-Punktes!

GESCHAFFT!


Total erledigt nach dem Walk...

Gespenstische Bäume

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