30. Januar 2013

Unser Farmstay – die Farm


Wie bereits erwähnt, es brauchte nur eine Mail via dem Internetportal HelpX, wo sich die einzelnen Farmen kurz vorstellten (teilweise auch mit Bildern etc.) und schon hatten wir die Zusage von Jeff Evans und Gemma Loechel (Gemma hat deutsche Vorfahren), dass wir willkommen sind und wann sie uns in Adelaide abholen sollten. Da wir mit unserem eigenen Auto unterwegs waren, machten wir uns also direkt auf den Weg und ca. 45 min. von Adelaide entfernt, befindet sich die Farm im Vorort Wistow. Der nächstgrößere Ort ist dabei Mount Barker, nur 12 min. entfernt, kann man hier einkaufen und findet Kino, Bibliothek usw. Die beiden leben ohne Kinder auf einer 200 Acres großen Farm, das entspricht etwa 80 Hektar. Jeff ist 66 und wie wir feststellen mussten wahnsinnig erfolgreicher Springreiter, der zahlreiche Turniere gewonnen hat (der Wohnzimmerschrank ist übervoll an Pokalen!) und dabei auch in Europa angetreten ist. Das heißt, er kennt die westdeutschen Bundesländer ganz gut und war happy zu hören, dass wir „unweit“ von Göttingen und Hannover angesiedelt sind. Da war er nämlich auch schon gewesen und das hat auch seinen Grund, denn hier im Stall stehen ein paar deutsche Pferde: Hannoveraner und Oldenburger, die Jeff aus Deutschland hierher gebracht hat. Alles wunderschöne braune Springpferde. Da waren wir schon überrascht. Und auch als wir dann Miele Waschmaschine und Geschirrspüler entdeckten. Welch Luxus! Und wir hatten endlich die Gewissheit, dass unsere Sachen mal richtig sauber werden, da die bisherigen Waschprogramme immer nur eine halbe Stunde dauerten, wenn wir in Hostels oder auf Campingplätzen gewaschen hatten – wirklich zweifelhaft ob die Sachen bei so kurzer Dauer sauber werden. Tja dann ist da noch Gemma, irgendwas Mitte 30 Jahre alt und damit einiges jünger als Jeff lebt sie zusammen mit Hund Benji auf der Farm. Der wiederum ist ein kleiner weißer Mischling, der sich für Lassie hält und alles und jedem auf der Farm hinterherjagt. Mit dem teilen wir unser Gästebad, da er da immer die Nacht drin verbringt, was aber nicht weiter schlimm ist. Neben den 16 Pferden gibt es auch Kühe auf dem Besitz, um die man sich aber nicht wirklich großartig kümmern muss, da die sehr pflegeleicht sind und sich selbst auf der Weide versorgen. Das sieht bei den Pferden natürlich schon anders aus. Das Haus ist im Bungalowstil gebaut und riesig. Das ist auch gut so, denn mit der Ordnung nehmen es die beiden nicht ganz so genau. Und das ist noch weit untertreiben. Es liegt jede Menge Zeug rum, das kann Reitausstattung sein, wie ein Sattel im Wohnzimmer, alte Magazine und Unterlagen und Klamotten, Taschen und sonstiges persönliches Zeug. Und das war mit Sicherheit nicht immer billig. Im Vorratsschrank für Lebensmittel befinden sich abgelaufene Sachen von 2009-2011 und Ende 2012, was dann schon fast wieder gut ist! Das Gästebad haben wir selbst erst einmal geputzt und aufgeräumt, als keiner der beiden da war und die Veränderung scheint nicht wirklich aufgefallen zu sein. Die Küche ist chaotisch, leere Verpackungen und benutztes Geschirr wird vielleicht einmal oder alle zwei Tage weggeräumt, weshalb wir diejenigen sind, die den Spüler ein- und ausräumen, da das nicht unbedingt auf der Prioritätenliste steht. Jeff hat sich am Anfang für die Unordnung entschuldigt, aber ganz ehrlich „unaufgeräumt“ ist stark untertrieben, Messie trifft es schon eher. So viel Zeug, was einfach mal weggeschmissen werden könnte. Und die wertvollen Sachen liegen hier und da in der Ecke rum. Man könnte dann annehmen, das Stall und co wenigstens top aussehen, aber auch das ist nicht zutreffend: benutzte bzw. dreckige Pferdedecken stapeln sich, ein paar der Ställe sind dreckig, auch wenn dort kein Pferd steht (also wer weiß, wie lange das schon der Fall ist) und auf dem gesamten Hof liegt mal hier mal da Müll rum oder steht kaputtes Werkzeug herum usw. Aber die Pferde sehen toll aus und denen fehlt es an nichts (schließlich haben wir zuletzt das Ausmisten übernommen). Und als wäre das noch nicht genug: in der Garage stehen ein Rolls Royce, ein Ferrari und ein Aston Martin – uns sind die Augen rausgefallen. Aber leider auch eingestaubt und von Klamottenhaufen umgeben. Für Fahrten auf dem Hof und in die Stadt haben sie dann natürlich auch vermüllte und dreckige Arbeitsfahrzeuge, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Mit diesen legen sie die 150m zum Stall hin und zurück (anstatt die Strecke zu laufen oder so). Alles etwas gewöhnungsbedürftig. Aber unsere Zimmer sind sauber und wir haben uns nach einigen Tagen an den Anblick gewöhnt. Es fehlt uns an nix: wir bekommen gut zu essen und zu naschen – wahrscheinlich eher zu gut, denn wir fühlen uns schon etwas runder!
Die Pferdeunterkünfte

Das Farmhaus

Trophäenschrank

Jeff in jungen Jahren

Küche und im Hintergrund Wohnzimmer

Garagenchaos neben Rolls, Ferrari und Aston

BENJI!

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