12. September 2008

Auf Klassenausflug oder mit Flipflops durch den Dschungel

Meine Güte, was war das für ein Tag! Einmal von vorn... Am Donnerstag haben wir immer morgens um 8 Uhr unsere Vorlesung Ecoturismo (Ökotourismus) mit unserem Studiengangsleiter Geovanni. Schon von vornherein hieß es, dass es in diesem Kurs Exkursionen gibt, nur wurden die letztens immer wegen schlecht Wetter abgesagt. Auch für diesen besagten Donnerstag war eine gira, also Ausflug angesetzt, nur gingen Gerüchte rum, dass sie auch diesmal nicht stattfinden würde und wir normalen Unterricht machen würden. Wir, nachdem wir aus verlässlichen Quellen erfahren hatten, dass es zuerst eventuell einen Ausflug gäbe und dann gar nicht, kamen am nächsten Morgen in normaler Uni-Kluft und mit Hefter und so zur Uni und siehe da... doch Ausflug. Vielen Dank an den Buschfunk, denn wir gehörten damit zu der Minderheit die kurze Sachen und Flipflops anhatten. Nur gut, dass ich die letzten Tage, wie auch diesen mit dem Fahrrad zur Uni gekommen bin, dadurch hatte ich statt Rock ne Hose an und auch Sonnenbrille dabei. Die Begeisterung auf eine Exkursion hielt sich somit in Grenzen, auf Grund unserer schlechten Ausrüstung... hatten auch keine Kamera und nix dabei. (Ich muss unbedingt Geovanni drauf ansprechen, dass er uns Bilder schickt). Tja und dann gings erstmal mit einem vollgestopften Kleinbus zum Nachbarort Sardinal, wo wir eine Finca auf ihr touristisches Potenzial untersuchen sollen (oder was ich bisher als unsere Aufgabe verstanden habe). Dort angekommen, hieß es mal wieder warten... auf einen Führer, der uns zur Finca bringt, genauer gesagt einen Traktor. Na schön, wie wir dann 30 Minuten später sehen sollten, kam der Trekker samt Anhänger angefahren und wir ahnten schon, dass wir dort Platz nehmen durften.
Erstmal hochgeklettert und hingesetzt (hey, der Anhänger war mit Schaumstoff ausgepolstert) ging es für mich das erste Mal, open air, da offener Hänger, über dörfliche Gefilde bis es nur noch Landschaft und Wald gab... Dabei überquerten wir bestimmt fünf Flüsse, wobei wir manchmal alle runterklettern mussten und erst wieder aufsteigen durften, als das ganze Gefährt im Wasser war, da die Böschungen und Ufer schon seehr steil waren oder wir gleich ganz zu Fuß durch das Wasser waten mussten. Wirklich aufregend, aber es wurde noch besser... Ständig mussten wir in Deckung gehen, wenn wieder Lianen und Äste im Weg hingen. Den Tico-Studenten haben wir dabei die Wörter: "Achtung Ast" beigebracht und "Wir werden sterben", worüber wir uns sehr amüsiert haben, da sie es danach ständig wiederholten, was echt komisch war. Zu guter letzt kamen wir nach etwa 1,5-2 Stunden an der Finka an, welche sich mitten im Urwald befand. Dort habe ich das erste Mal in meinem Leben Affen in freier Wildbahn gesehen, wie sie sich gemütlich von Ast zu Ast hangeln und ne Runde mampfen. Wieder unglaublich! Nach einer Kleinigkeit zu essen (wir wurden alle! von der ansässigen Familie bekocht, welche gleichzeitig Initiatoren des Projektes sind und sich eine touristisch ökologische Nutzung der Finka wünschen), ging es zu den umliegenden Cataratas (ein tolles Wort für Wasserfälle). Diese kleine Wanderung gestaltete sich schon etwas schwieriger, da es einen sehr steilen Weg abwärts zu bezwingen galt, bis wir endlich (wieder nach 2 durchquerten Flüssen) die Wasserfälle erreichten. Kaum angekommen sah ich unsere Führer schon in ihren Hosen von den Klippen in ein vorgelagertes Wasserbecken springen... also praktisch parallel neben dem Hauptwasserfall herunter. Gut durchtrainiert waren die Herren ;-). Na und kurz darauf sah ich auch schon 2 weitere von den Tico-Studenten in ihren Jeans!-Hosen hinterherspringen... unglaublich. Ich mein, wir mussten ja auch irgendwann wieder zurück und das in nassen Sachen?! Egal, immer mehr Studenten folgten und auch Mädels sprangen samt Sachen ins Wasser (nun nicht grad von der höhergelegenen Klippe, sondern eher vom Seitenrand, aber immerhin). Als dann auch Sina (in ihrem Jeansrock und hellem Top), wie auch Eva folgten, bin ich natürlich auch hinterher... Es war suuper-erfrischend. Sehr komisches Gefühl angezogen in Sachen reinzuhüpfen, aber egal. Toll wars. Danach ging es patschnass und tropfend wieder zurück zur Finka, denn Unwetter nahte, es donnerte bereits heftig und kaum angekommen, fing es heftig an zu regnen. Nach einem weiteren Mittagssnack mussten wir dann auch ganz aufbrechen und statt Bad war es diesmal Dusche und weiterhin waren wir nass. Zum Glück durften die Leute mit Flipflops auf dem Karren zurückfahren, laufend wäre es bei mir gar nichts geworden... da ich bei Flussüberquerungen immer ganz schön die Zähne zusammenbeißen muss, da barfuß die ganzen Steine echt wehtun.
Wie auch immer, der Weg wurde echt rutschig, die Schaumstoffmatten saugten sich mit Wasser voll und überall war es nass, nass, nass. (Zum Glück: unsere Taschen wurden in Plastikfolie eingeschlagen, sodass unsere Sachen unbeschadet blieben). Da der Trekker nun teilweise andere Wege einschlagen musste, hatten wir einmal echt Probleme, da er mit dem Hänger nicht an einem Baum vorbeigekommen ist und sich etwas festgefahren hatte. Aber alles gut verlaufen. Wir kamen heil und nass an unserem Mini-Bus an, wo es dann auch bald wieder zur Uni ging. Morgens um 8.45 Uhr startete unsere Tour an diesem Tag und gegen 18.30 Uhr war ich endlich wieder zu Hause angekommen. (schon ein bissel seltsam mit nassen Hosen Fahrrad zu fahren).

Und sonst? Habe mir diese Woche das erste Mal ein Schwarzbrot aus Sauerteig von der deutschen Bäckerei hier gegönnt... hmmm ich hätte mich reinsetzen können und abgesehen davon habe ich für diesen Monat auch mit Tanzstunden angefangen, da Reiten, mein eigentlicher Wunsch bisher -wörtlich- ins Wasser gefallen ist. Muss ich wohl noch warten. Stattdessen heißt es nun jeden Montag für 2 Stunden Tanzen: Salsa, Merengue, Bachata und Cumbia usw. Und was hier besonders gut ist, jede Frau hat einen männlichen Tanzpartner, da es meist ausgeglichen Männer und Frauen gibt. (Von den anderen Mädels habe ich gehört, dass sie die Männer sogar im Nachhinein anrufen, wenn sich herausstellt, dass es zuviele Frauen gibt. Da können sich die deutschen Tanzschulen mal ne Scheibe von abschneiden, wo man am besten immer seinen eigenen Partner mitbringt... ist hier zum Glück nicht nötig!)
Und noch ein Erfolgserlebnis... ich habe bereits 6 Bewerbungen für Praktikumsplätze verschickt und schon von zweien habe ich ne Rückmeldung bekommen, dass sie interessiert sind und mehr Infos bzw. mehr Zeit zum Überlegen brauchen... na wenn das nix ist. Mal sehen, was da noch so kommt.

Ich hoffe, ich bekomme bald Fotos, das war soo unglaublich! Und habe ich schon erwähnt, wie unglaublich zerstochen und zerschunden ich bin? Also: ICH BIN UNGLAUBLICH ZERSTOCHEN... teils von Mücken, teils von blöden Ameisen oder von komischen Pflanzen... einfach schrecklich, wobei die Mücken nicht nur im Urwald aggressiv sind. Auch hier in Liberia-Stadt sind sie echt nervtötend und unsere Beine sind mit sehr viel Pusteln übersät (auch Finger und Fuß bleiben nicht verschont). Bitte eine Runde Mitleid dafür!
Also dann, bin gespannt, was das kommende Wochenende bringt. ... schon gemerkt? Unglaublich ist mein neues Lieblingswort... Bis bald und unglaublich liebe Grüße! :-)

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